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Dokumentarfilm | 17 min | 2019 | Rumänien

la doi pași - Zwei
Schritte Entfernt

CREW

Regie & Schnitt: Nora Lüders

Kamera: Jan Fecke

Ton: Antoinette Dyksman

Dolmetcherin & Transkript: Izabella Veibel

Dolmetcher: Hans Peter Schuster

Zweites Transkript: Carina Bodea

Mentoren: Titus Faschina, Bernd Fischer

Dank gilt: Frieder Schuller und Familie

TEASER

Teaser

Katzendorf, rumänisch: Cața, ungarisch: Kaca, ist eine der östlichsten Gemeinden des ehemals deutschen Siedlungsgebietes Siebenbürgens. Das Dorf wurde vermutlich im 12. oder 13. Jahrhundert von Siebenbürger Sachsen gegründet und um 1400 erstmals urkundlich erwähnt. Im Rahmen der 10-tägigen Summer School bestand die Aufgabe darin, im siebenbürgischen Dorf Katzendorf/Cața/Kaca in deutsch-rumänischen Teams ein dörfliches Sujet und die dazugehörigen Protagonist:innen zu recherchieren. Eine dieser recherchierten Facetten des Dorfes sollte (dokumentar-)filmisch erzählt werden.

Mich interessierte sofort der Dorfplatz mit dem kleinen Dorfladen, der die Aufschrift La doi pași, zu deutsch zwei Schritte entfernt trug. Der Laden nebenan, der eben schnell zu erreichen ist. Aber auch: Der Platz, das Dorf, das Land Rumänien, das Teil der EU ist. Dieser Ort, der so anders ist, als das, was uns Mitteleuropäer:innen täglich begegnet, aber eben eigentlich auch nur zwei Schritte entfernt liegt. Mich hat der Alltag von Cața interessiert. Die Menschen, die diesen Platz gleichermaßen überqueren, dort verweilen oder sich treffen. Ich wollte die Dynamik einer Gesellschaft erfassen und verstehen, wie hier gedacht, gelebt und gefühlt wird. Mein Team und ich haben uns dem Rhythmus des Dorfplatzes untergeordnet. Der Tag selbst sollte die Struktur bestimmen. Von morgens bis abends waren wir vor Ort und haben mit den Menschen gesprochen. Wer da nun auf uns zukäme oder wen wir ansprächen, war zu Beginn noch völlig unklar. Der Platz wirkte auf uns wie eine Bühne, die von ganz Cața bespielt wurde. Und wir fingen sie filmisch ein.

INHALT

INHALT
Protagonist mit Nora
Jan hinter der Kamera

Wir, die „reichen“ Westeuropäer:innen, filmen die armen rumänischen țigani und bezahlen nichts. Dieser Gedanke ließ uns die gesamte Zeit über nicht los. Die meisten unserer Protagonist:innen waren unfassbar arm und redeten trotzdem mit uns. Manchmal kauften wir ein Brot, ein Bier, einmal einen ganzen Kasten. Letztlich befanden wir uns aber immer in der Bredouille, nicht so viel zurückgeben zu können, wie wir eigentlich wollten.

Dazu kamen die Dynamiken, die wir im Dorf angestoßen hatten. Wir drangen mit unserer Kamera in einen Ort ein, an dem viele Menschen nicht gesehen werden wollten. Manche schämten sich für ihre Armut, andere für den Ort und wollten damit nicht in Verbindung gebracht werden. Wieder andere waren kriminell und aus ganz offensichtlichen Gründen an keiner Kamera interessiert. Immer wieder wurden wir gefragt, warum wir nicht den schönen Dorfpark filmten oder den Wald, anstelle des vermeindlichen Elends.

Wir waren an drei Tagen mit unserer Kamera präsent am Platz und haben uns unter die Leute gemischt. Die Dorfbewohner dachten sich die krudesten Gerüchte aus: Von Sensationsgier war die Rede. Als wir erklärten, wir seien bloß Studierende, waren sie enttäuscht, oft verständnisvoll. Wir haben an mehreren Stellen unsere selbstauferlegte Mission in Frage gestellt. Was machen wir hier eigentlich?

Nach Fertigstellung der Rohfassung fiel uns auf, dass unser Film politischer wurde, als wir ihn erdacht hatten. Er weist auf die Probleme hin, mit welchen die rumänischen Bürgerinnen und Bürger tagtäglich zu kämpfen haben. Beim Screening saß neben uns ein Hirte, der gebrochen deutsch sprach. „Das ist auch Europa“, erklärte er uns. Wahrscheinlich ist das die große Erkenntnis: Rumänien gehört zu Europa – zu uns, die sich als Europäer:innen fühlen. Es ist ein Teil der europäischen Kultur. Das haben wir hautnah erleben und fühlen dürfen. Leider viel zu kurz, aber dafür umso emotionaler. Wir sind über unsere Grenzen hinausgewachsen und haben es geschafft, diesen kleinen Film über einen ganz besonderen Ort zu kreieren.

REFLEXION

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